Schuljahr 1950/51

Entlassungen waren keine.

Neuaufnahmen: 6 (5 Knaben, 1 Mädchen)

Kinderzahlen am 18.04.1950 Knaben Mädchen zusammen
Dodenburg 19 15 34
Heckenmünster 6 9 15
gesamt 25 24 49

Davon sind: 47 katholisch, 2 evangelisch
In diesem Jahre lagen die Aussaaten sehr früh.

Die Baumblüte wurde durch gutes Frühjahrswetter ohne Frostrückschläge begünstigt. Eine reiche Obsternte steht zu erwarten.
Die Heuernte begann recht zeitig, um den 20.Juni herum war das Heu von allen Bauern bis auf die notorischen Nachzügler trocken und in großer Menge eingebracht.

Seit langem steht das Kesselstatt’sche Schloß – die gräfliche Familie wohnt seit dem letzten Kriegsjahre in Föhren – zum Verkauf. Verschiedentlich waren Interessenten
zur Besichtigung in Dodenburg, der Kauf scheiterte jedoch stets wahrscheinlich an der hohen Kaufsumme, vor allem in Hinblick auf die für einen Umbau noch erforderlichen großen Kosten. Außer dem Schloß steht noch die Schloßgärtnerei leer (8 Wohnräume), obwohl überall in Westdeutschland wegen der unterzubringenden Flüchtlinge eine große Wohnungsnot besteht.

Im Frühjahr begann die Umsiedlung der Heimatvertriebenen, die vorläufig in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern untergebracht waren, nach Rheinland-Pfalz.

Für jeden Ort wurde die Anzahl der Zuweisungen ermittelt und der verfügbare Wohnraum festgestellt.
In Dodenburg wäre für eine Belegung durch Heimatvertriebene u.a. auch das Haus des Zigarren- und Weingroßhändlers Mühlensiepen aus Düsseldorf in Frage gekommen, da es nur zeitweilig für einige Tage oder Wochen von der Familie Mühlensiepen oder von einzelnen Betriebszugehörigen benutzt wird. Um eine etwaige Zwangsbelegung des Hauses zu vermeiden, erstellte Mühlensiepen am Ende des Dorfes neben Mergen ein sog.Finnenhaus (Holzbau mit massivem Keller), das 6 Wohnräume enthält.

Abgesehen von dem vorhandenen Wohnraum ist m.E. Dodenburg hinsichtlich der Arbeitsmöglichkeiten für die Unterbringung von Heimatvertriebenen gänzlich ungeeignet. Die bäuerlichen Betriebe sind zu klein, um ständige familienfremde Arbeitskräfte einzustellen.

Selbst das Hofgut (Geschw.Weyers) behilft sich mit 2 Jungknechten, 3-4 Eleven und 1 Schweizer. In der Erntezeit wird zusätzlich ein Kommando Strafgefangener aus dem Gefängnis in Wittlich eingesetzt. Gewerbliche Betriebe gibt es hier nicht.

Die Verkehrslage ist gegenüber derjenigen der Nachbardörfer nicht besonders günstig. Der Weg zum Bahnhof Sehlem erfordert 1 Std. Aus begreiflichen Gründen wünschen die Heimatvertriebenen selbst ihre Unterbringung in Stadtnähe.

Am 31.8.50 wurden 6 Knaben und 1 Mädchen aus der Schule entlassen. 2 weitere Entlaßkinder wünschten die Schule (1 Knabe 1 Mädchen) noch 1/2 Jahr bis zu Ostern 1951 zu besuchen. Die Möglichkeit dazu wurde durch Ministerialerlaß geschaffen.

Am Entlassungstage fand ein Schulgottesdienst um 8h statt, der besonders auf die Entlassung abgestimmt war. Er gipfelte in der Lebensweihe und in einer Ansprache des
Herrn Pfarrers an die Schulentlassenen. Anschließend war eine Schulfeier in festlichem Rahmen in der Schule selbst.

Tränen der Rührung in den Augen saßen die 14 – 15 jährigen vorne an weißgedeckten und mit Blumen gezierten Tischen und hörten aufmerksam die Darbietungen der Klasse und den Ausführungen des Lehrers zu. Am Schlusse der Feier empfingen sie ihre Entlassungszeugnisse, vereinigten sich mit den Zurückbleibenden noch einmal in einem gemeinsam gesungenen Liede und verabschiedeten sich von allen mit Handschlag.

Die Schulentlassung soll in Zukunft alljährlich durch eine gediegene Feier aus dem Schulalltag herausgehoben werden.

Am 7.9.50 war der Nationale Gedenktag des deutschen Volkes.
Bestimmungsgemäß gedachten wir in einer Feierstunde aller Toten der Vergangenheit, die für Deutschland oder die allgemeinen Menschenrechte ihr Leben lassen mußten.

Wir dachten ferner an die großen Anstrengungen,die das deutsche Volk machen mußte, um endlich 4 1/2 Jahre nach dem unseligen Kriege wenigstens einen estdeutschen
Gesamtstaat zu bilden.

Vor einem Jahre war die Bundesrepublik Deutschland ins Leben gerufen worden. Am 7.9.1949 traten der Bundestag und Bundesrat, die berufenen Vertreter des Volkes, erstmalig in Bonn, der vorläufigen Bundeshauptstadt, zusammen. Nach der Gedenkstunde war schulfrei.

Die große Volkszählung am 13.9.50 ergab für Dodenburg 129 Einwohner, davon 63 männl. und 66 weibl., 117 Katholiken und 12 Protestanten.

Das Amt Hetzerath mit 15 Dörfern zählte 6538 Ansässige. Hiervon gehören 3119 zu den Männern und 3419 zu den Frauen.
Der weitaus größte Ort des Amtes ist Hetzerath selbst mit 1227 Einwohnern. Die kleinste Gemeinde ist unser Dodenburg, ganz knapp hinter Heckenmünster (133 Einwohner).

Die Kreiszusammenstellung ergibt folgendes Bild:

Stadt Wittlich : 8221
Amt Wittlich Land: 10442
Amt Hetzerath : 6538
Amt Bausendorf: 6764
Amt Manderscheid: 7192
Amt Kröv : 5035
Amt Binsfeld: 3900
Amt Oberkeil: 2541

Insgesamt zählt also der Kreis 50633 Einwohner, wovon 24187 männlichen Geschlechtes und 26446 weiblichen Geschlechtes sind.
Seit 1939 zählt der Kreis um 645 Menschen mehr.

„Frohe Weihnacht“ , unter diesem Motto stand eine weit über den Rahmen eines Elternabends hinausgehende Theaterveranstaltung mit Gesang, die von der Schule unter Mitwirkung des Gesangvereins am 2. Weihnachtstage durchgeführt wurde, u.zw. um 15 Uhr und 20 Uhr. Trotz Behinderung durch starken Schneefall war die Bevölkerung beider Dörfer restlos erschienen.

Im 1.Teil des Programms sangen die Kinder mehrere Weihnachtslieder, u.zw. 2 u. 3 stimmig.

Dann gelangten zur Aufführung:

1) „Rumpelstilzchen“ ein Märchenspiel in 3 Aufzügen
2) „Der Weihnachtsmann kann alles“, eine Humoreske in 1 Aufzug
3) „Weihnachten in der Pecherhütte“, ein Volksschauspiel nach Peter Rosegger

Das Neue an einer derartigen Veranstaltung liegt darin, daß sie nicht im Gasthaus, sondern in der Schule stattfand, und zu etwa 70 % von den Schulkindern bestritten wurde. Sehr viel Arbeit aller Beteiligten war notwendig, um den Abend erfolgreich zu beenden.

Der praktische Erfolg für die Zukunft: Es wurde bis auf den Fußboden eine leicht auf – und abzubauende Bühne geschaffen, die eine der Voraussetzungen ist für den Ausbau der Schule als kulturellen Mittelpunkt für 2 Dörfer.

Das Schuljahr 1950/51 schloß bereits am 16.März.

Adam, Lehrer